Ob mit Skype, Zoom, Microsoft Teams, FaceTime oder anderen Tools – seit Beginn der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus gehören Videokonferenzen für viele zum Tagesgeschäft. Von heute auf morgen verlagerte sich die Kommunikation unter Teammitgliedern in die virtuelle Welt, analog zur Verlagerung des Arbeitsplatzes vom Büro ins Home Office. Durch die Corona-Zeit haben wir schon so manch einen Einblick in die Wohn- und Arbeitszimmer der Kolleginnen und Kollegen bekommen. Videokonferenzen sind ein probates Mittel, um die Arbeit am Laufen zu halten, werden aber auch häufig genutzt, um privat in Kontakt zu bleiben und sich trotz des Sicherheitsabstands ein wenig näher zu sein. Dass sich auch beides ganz gut miteinander verbinden lässt, erlebte vor Kurzem der PresseclubBraunschweig bei einem virtuellen Beer-Tasting per Skype – der etwas anderen Videokonferenz.

Bierbrauer sind erfinderisch

Der Termin zur Brauereiführung war seit Anfang des Jahres fest geplant, mindestens 25 Mitglieder des Presseclubs freuten sich darauf, an einem sonnigen Juni-Abend einen Blick in die Braukessel der Braunschweiger National Jürgens Brauerei werfen zu können und im Anschluss die verschiedenen Produkte der regionalen Brauerei gemeinsam zu verkosten. Dann kam Corona. Alle Veranstaltungen wurden abgesagt, der Ausschank im Brauhaus eingestellt, Treffen mit Personen aus mehreren Haushalten waren zunächst einmal Tabu. Aber nicht nur Medienschaffende, sondern auch Brauer sind erfindungsreich und so wurde zumindest die Bierverkostung kurzfristig ins Netz verlagert. Denn die National Jürgens ist zwar ein Name mit langer Tradition in der Braunschweiger Region, gleichzeitig aber auch eine hippe Kleinbrauerei mit einem jungen und innovationsfreudigen Team.

Eine junge Brauerei mit langer Historie

Die Brauer sind jung, die Geschichte der Traditionsbrauerei National Jürgens reicht aber zurück bis ins Jahr 1838. Deren Firmengeschichte endete zunächst 1981 und der Name National Jürgens verschwand von der Bildfläche, regionale Sorten wie das „Gala-Bier“ oder „Brunswiek Alt“ waren vielen Braunschweigerinnen und Braunschweigern aber noch lange präsent. 2017 feierte die Marke ein Comeback. Zu verdanken ist das drei Freunden, die sich bei einem regelmäßigen Craft-Beer-Stammtisch kennengelernt und den Plan gefasst hatten, ein eigenes Craft Beer zu brauen. Zunächst produzierten sie ihr eigenes Bier mit dem Namen „CRABBS“ (ein Akronym für „Craft Beer Braunschweig“) als „Wanderbrauer“ in einer Brauerei in Bayern, später in der Nähe von Hildesheim. 2016 kam es dann zu einer glücklichen Begegnung mit Alexander Zahn, einem Nachfahren der Eigentümerfamilie der National Jürgens Brauerei. Zahn besaß nicht nur die Markenrechte am Traditionsnamen, sondern auch die passende Immobilie zum Bierbrauen. Ebenso wie die drei CRABBS-Brauer hatte er den Wunsch, die alte Brauereigeschichte wiederzubeleben und stieg als vierter Gesellschafter ein. Nach den alten Rezepten brauten sie fortan gemeinsam neben dem CRABBS auch wieder „Gala-Bier“ und „Brunswiek Alt“. Als neueste Kreation kam noch das „Südsee IPA“ dazu, benannt nach einem See in Braunschweigs – na, klar – Süden.

Das Bier kommt nach Hause

Durch diese vier Biere testeten sich nun also an jenem Juni-Abend die Mitglieder des PresseClubs Braunschweig – jeder für sich oder in Gesellschaft eines Familienmitglieds (mehr Kontakt ließen die Corona-Regeln ja nicht zu) vor dem heimischen Rechner oder Smartphone im Arbeitszimmer oder auf der Gartenterrasse, aber doch alle zusammen in einer Videokonferenz. Braumeister Paul Briesemeister war tags zuvor mit dem Auto kreuz und quer durch Braunschweig gefahren, um allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern persönlich ein Probierpaket nebst passendem Bierglas und Werbeflyer zu liefern. Bis zum Termin blieb also noch genügend Zeit, die Brauerzeugnisse kalt zu stellen und sich vorab zu informieren, was denn am nächsten Abend verkostet werden sollte. Nach einem feierlichen Zuprosten in die Webcam testete man sich Flasche für Flasche durch das Sortiment, aufsteigend vom leichtesten zum stärksten Bier. Paul Briesemeister und Co-Geschäftsführer Max Jurascheck (selbsternannter „bierverrückter Ingenieur“) erläuterten dabei die Besonderheiten der Sorten, berichteten aus der noch kurzen eigenen Firmengeschichte sowie der langen Brauerei-Historie, auf der sie fußt und gingen auch auf ihre Marketing-Strategie als kleine regionale Brauerei ein: Ziel sei nicht, die Welt zu erobern, sondern Braunschweig und die nahe Region mit frischem, handwerklich gebrautem Bier zu versorgen – in der Corona-Zeit auch mit dem eigenen, kurzfristig eingerichteten Lieferservice.

Qualität und Begeisterung übertragen sich auch virtuell

Für die meisten der inzwischen Homeoffice-erprobten Journalist*innen und Pressesprecher*innen des PresseclubsBraunschweig war das virtuelle Beer-Tasting zwar bereits die x-te, aber auch die unterhaltsamste Videokonferenz, an der sie bis dato teilgenommen hatten. Dass sich alle nach mehr als zwei Stunden mit einem breiten Grinsen in die Webcam voneinander verabschiedeten, lag dabei nicht nur an der etwas bierseligen Stimmung (auch dem Moderator der Veranstaltung war spätestens beim vierten Bier anzumerken, dass die Zunge etwas schwer wurde), sondern vor allem an der Überzeugungskraft der jungen Craftbier-Brauer. Mit jeder Antwort vermittelten Max Jurascheck und Paul Briesemeister ihre Hingabe an ihre Arbeit, ihre Experimentierfreude und die Begeisterung für ihre Produkte, die sich auch virtuell Schluck für Schluck auf die Testenden übertrug. Dass dabei spontan mit einem Teilnehmer ein kleiner kostenloser Werbe-Deal abgeschlossen wurde, um den Jungunternehmern durch die Corona-Zeit zu helfen, war mindestens ein erfreulicher Nebeneffekt. Dieser kam übrigens bereits beim ersten Bier zustande…