„Was macht man eigentlich mit einem Anglistik-Studium?“ „Hm, irgendwas mit Medien.“ Zu Beginn meines Studiums belächelte ich diese wenig konkrete Antwort vieler Kommilitoninnen und Kommilitonen nach ihrem Berufswunsch etwas. Zu verlockend schien mir damals noch eine Laufbahn als Sprachwissenschaftler an der Universität – bis mich eine der zitierten Kommilitoninnen eines Tages fragte, ob ich Lust hätte, bei einem englischsprachigen Magazin im örtlichen Bürgerradio mitzumachen. Immer freitagmittags plauderten wir daraufhin ohne große Vorbereitung live auf Sendung eine Stunde lang auf Englisch über alles Mögliche, was uns gerade einfiel (nicht selten über Fußball) und spielten die Musik, die uns gefiel.
Wie viele Menschen unser Magazin „Mixed Pickles“ damals tatsächlich in und um Braunschweig im Radio hörten, weiß ich leider nicht. Vermutlich nicht allzu viele, aber zumindest wir angehende Moderatoren im Studio hatten einen Heidenspaß. Von da an ging es gefühlt immer weiter „in den Medien“, die Karriere im Elfenbeinturm der Wissenschaft war vergessen. Seit dem 1. Mai 2020 bin ich neu im Team bei Profil Marketing als PR-Berater und blicke inzwischen auf rund 20 Jahre Erfahrung im Medienbereich zurück.
Radio: große Bandbreite und genaues Timing
Über ein Praktikum kam ich zum Norddeutschen Rundfunk. Vom Studio Braunschweig aus machte ich mit Leib und Seele weiter Radio. Von Umfragen unter VW-Beschäftigten vorm Werkstor in Wolfsburg über den ersten Schnee im Harz bis hin zur Opern-Uraufführung im Braunschweiger Staatstheater – die Bandbreite an Themen, über die man als rasender Hörfunk-Reporter in der Region berichtet, könnte kaum größer sein. Mindestens genauso spannend waren Live-Schalten und das Moderieren von Nachrichtensendungen: Wenn das rote Licht über der Studiotür angeht, müssen Text und Präsentation auf die Sekunde genau sitzen. Auch mit einer gewissen Routine sorgte das noch jedes Mal für einen kleinen aber sehr belebenden Adrenalinkick.
Kultur: die Künste und die Klaviatur der Öffentlichkeitsarbeit
Nach 14 Jahren Radio war es Zeit für einen Perspektivwechsel: Anstatt nur darüber zu berichten, wollte ich selbst für Nachrichten sorgen und wechselte in die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. In meiner ersten Station, der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel, standen mit Seminaren, Tagungen und Veranstaltungen rund um Literatur, Theater, Tanz, Malerei, Museen und Kulturmanagement ganz klar die Künste im Mittelpunkt. Als Ein-Mann-Presseabteilung durfte ich hier die ganze Klaviatur des Handwerks bedienen, von der Gestaltung von Plakaten und dem Platzieren von Werbeanzeigen über das Versenden von Pressemitteilungen und das Bespielen der Social-Media-Kanäle, des Blogs und des Newsletters bis hin zum Erstellen des (damals noch gedruckten) Jahresprogramms.
Strahlenschutz: wissenschaftliche Forschung und verständliche Vermittlung
Geographisch ein kleiner, inhaltlich aber ein großer Sprung war der Wechsel in die Pressestelle des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter. Anstelle von Kulturvermittlung galt es hier, komplexe wissenschaftliche Themen zu vermitteln: Der Umgang mit radioaktiven Stoffen in der Kerntechnik, Röntgendiagnostik in der Medizin, der Schutz vor dem radioaktiven Edelgas Radon und schädlicher UV-Strahlung sowie elektromagnetische Felder beim Ausbau der Stromnetze sind nur einige Themen, die das BfS als wissenschaftliche Behörde bearbeitet. Einige Themenfelder werden in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert, wie etwa mögliche gesundheitliche Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung auf den Menschen (Stichwort 5G). Die kommunikative Herausforderung war dabei ein ums andere Mal, diese Zusammenhänge so aufzubereiten, dass sie nicht nur der wissenschaftlichen Community, sondern Im Idealfall jedermann verständlich sind. Denn schließlich betrifft Strahlung uns alle, ob bewusst oder unbewusst.
Und nun also Profil Marketing. Die Arbeit als PR-Berater erscheint mir als der nächste logische Schritt in meiner beruflichen Laufbahn, denn in der Agentur kommen viele Dinge zusammen: unterschiedliche, teils komplexe Inhalte, vermittelt auf verschiedenen Kommunikationskanälen, jeweils zugeschnitten auf die Erfordernisse der Kunden, der verschiedenen Medien und ihrer Adressaten – eben Kommunikation, die verbindet. Und das Ganze mit unseren internationalen Kunden sogar auf Englisch – was will man mehr als Anglist, der „was mit Medien macht“?
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