Vor einigen Jahren noch als nerdig auf Online-Blogs verschrien, genießen Podcasts heute auf Spotify und Co. große Beliebtheit. Bekannte Gesichter wie Jan Böhmermann, Charlotte Roche oder Youtube-Stars wie Le Floid reden sich stundenlang um Kopf und Kragen. Aber worum gehts überhaupt und wozu sind Podcasts gut?

Der Begriff Podcast setzt sich aus den Wörtern Pod (Abk. play on demand) und Cast (Abk. Broadcast) zusammen. Podcasts sind auf Abruf abspielbare Audioinhalte, in denen verschiedene Themen wie in Blogs thematisiert und diskutiert werden. Das kann auf Grundlage einer Radio- oder TV-Sendung, allein oder mit mehreren Teilnehmern oder Teilnehmerinnen geschehen. Auf letztere Podcast-Formate möchte ich mich beziehen. Die Spannbreite der Themen hat sich seit der Erfindung im Jahre 2000 weit entfaltet: Arbeitswelt, Politik, Feminismus, Lifestyle und noch viele weitere Themen werden von vielen Podcastern und Podcasterinnen behandelt.

Lass dir Zeit

Podcasts dauern mitunter etwas länger oder werden regelmäßig mit neuen Inhalten bespielt. Gerade dieses Phänomen gab mir einen Denkanstoß: Warum passen Podcasts in unser Zeitalter, in dem alles immer schneller und bunter zu werden scheint? Im hektischen Alltag ist man darauf getrimmt, mit größter Effizienz zu arbeiten, ob auf der Arbeit, im Verein oder im Privatleben. Optimierung heißt das Zauberwort. Meine Antwort: Sie nehmen sich bewusst Zeit zum Reden. Themen werden nicht sofort und zielgerichtet auf den Punkt gebracht oder nur oberflächlich angerissen. Sie werden in langen Gesprächen behandelt und auseinander genommen. Es wird für und wider abgewägt. Podcaster mühen sich nicht darum, schnell einer Meinung zu sein und Konsens zu finden. Sie überlegen, argumentieren, lassen ihre Gedanken schweifen und müssen, entgegen unserer Leistungsgesellschaft, nicht auf einen Nenner kommen. Es geht um das Gespräch an sich, um das Austauschen von Standpunkten. Und das Wachsen daran.

Genau im Trend

Und genau das passt in einen weiteren Trend der letzte Jahre: Den der Entschleunigung. Nach dem besonders gesunden Slow Food und entspannenden Yoga werden jetzt auch die Ohren an langsamen, achtsamen Input gewöhnt. Wer hat im hektischen Alltag noch Zeit für stundenlange Gespräche, in denen es nicht um den schnellsten, besten gemeinsamen Nenner geht? Wer kann es sich leisten an Gesprächen zu wachsen und unterschiedliche Standpunkte zu erforschen? Anders gefragt: Wer nimmt sich die Zeit dafür? Podcaster und ihre Zuhörer tun es. Und das mit Erfolg für das Privat- sowie Arbeitsleben und die Diskussionskultur.

In dem Sinne: Lasst uns reden. Und zuhören. Oder was meint Ihr?