Influencer-Marketing boomt wie niemals zuvor. Die Influencer Plattform Klear hat mehr als zwei Millionen Sponsored Posts auf Instagram untersucht und stellt einen Wachstum von als #Ad-gekennzeichneten Beiträge um satte 39% fest. Kein Wunder, schließlich zeichnet sich Instagram durch kontinuierlich steigende Nutzerzahlen und eine hohe Interaktionsquote aus – der perfekte Ort also, um Aufmerksamkeit für die eigene Marke zu generieren.

Masse vs. Glaubwürdigkeit?

84% der weltweit geposteten Werbebeiträge auf Instagram stammen von Micro Influencern. Diese verfügen typischerweise über eine weit geringere Anzahl an Followern, als allgemein bekannte Influencer, aber für Unternehmen haben sie einen entscheidenden Vorteil: Micro-Influencer verfügen in der Regel über eine treue, aktive Fanbase mit sehr ähnlichen Interessen. Die perfekte Zielgruppe also! Und meistens steht bei ihnen die Qualität ihrer Beiträge über der Quantität, weshalb sie von ihren Followern als glaub- und vertrauenswürdig eingestuft werden. Für Unternehmen, die ihre Produkte auf Instagram bewerben wollen, ist dieser fleißig erarbeitete Sympathiebonus nicht hoch genug einzustufen!

Problem: Mit der Masse der Kampagnen/Kooperationen zwischen Influencern und Unternehmen schwindet langsam aber sicher die Glaubwürdigkeit der Influencer, denn ihre Beliebtheit begründet sich meist darin, dass sie von ihrer Fanbase als authentisch und persönlich wahrgenommen zu werden. Gute Influencer lassen ihre Follower an ihrem Leben teilhaben und geben ihnen das Gefühl echter Verbundenheit. Ich persönlich folge seit längerem einer Influencerin aus dem Bereich „Kind & Familie“, die sich vor einigen Tagen mit massiven Kritiken ihrer Follower auseinandersetzen musste, weil diese ihre Posts zunehmend als gestellt und damit unglaubwürdig empfanden. Die Folge war, dass jedes ihrer mit #Werbung oder #Ad gekennzeichneten Postings negativ kommentiert wurde. Das gezeigte Produkt war für die Follower völlig irrelevant geworden, sie verspürten mit jedem weiteren Ad-Posting einfach nur zunehmend den Drang, ihrer Enttäuschung Luft zu machen. Und dieser ‚Lauf der Dinge‘ ist bei Instagram keine Seltenheit. Unternehmen und Marken, die in solche Influencer investieren, dürfen sich nicht wundern, wenn ihre Kampagne ohne größere Aufmerksamkeit in den Weiten des Netzwerks versandet. Sie haben auf einen Influencer gesetzt, der es nicht geschafft hat, sein Hobby zu monetarisieren ohne dabei sich selbst, bzw. das, was sein Profil ausmacht, zu verkaufen.

Fingerspitzengefühl gefragt

Trotz Sponsoring glaubwürdig zu bleiben, fordert den Influencern viel Fingerspitzengfühl und Empathie gegenüber ihrer Zielgruppe ab und oft lässt sich eine zunehmende Anzahl an Ad-Posts nur durch eine ebenfalls steigende Anzahl an persönlichen Posts ‚abmildern‘. Ich persönlich finde es dabei auch wichtig, eine klare Grenze zwischen ‚persönlich‘ und ‚privat‘ zu ziehen. Ein Post kann persönlich sein, ohne wirklich private Aspekte ins Netzwerk zu zerren, wie z.B. die eigenen Kinder, Beziehungsprobleme oder ähnliches. Leider steigt die Zahl der Follower oft proportional mit der Menge an Bildern, die Influencer von ihren eigenen Kindern posten. Dass Kinder ein Recht am eigenen Bild haben, scheint für viele irrelevant zu sein, aber das ist ein anderes Thema.

Für Unternehmen ist es wichtig, den Drahtseilakt vieler Influencer bewusst wahrzunehmen und sie dabei zu unterstützen, ihre Glaubwürdigkeit (und damit auch die Glaubwürdigkeit der eigenen Produkte) zu erhalten. In der Praxis bedeutet das, nur Produkte anzubieten, die wirklich zum Profil des Influencers passen und keine allzu platten Produktanpreisungen zu fordern. Nur so profitieren beide Seiten – und je nach Produkt sogar die Follower – von dem Deal.

 

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