Das Netz steckt seit Wochen wieder voll mit Social Networking Trends für 2019. Aber welche neuen Erkenntnisse sind in der Praxis wirklich wichtig und vor allem auch umsetzbar?
Eine Frage, die sich natürlich nur subjektiv beantworten lässt, da sie stark von der jeweiligen Spezialisierung abhängt. Wir als Kommunikationsagentur mit vielen B2B-Kunden haben sicherlich keine allgemein gültige Sichtweise. Dennoch möchte ich kurz auf ein paar Trends und Aussagen eingehen, die mir in den letzten Wochen so untergekommen sind.
1. Die „Haltung“ der Unternehmen soll verstärkt in die Kommunikation einfließen
Damit ist nicht die allgemeine – bisher eher marketinglastige – Botschaft der Unternehmen und Marken gemeint, sondern die Haltung und Meinung der jeweiligen Unternehmensführung. Sie sollten zukünftig aktiv Stellung beziehen, kommentieren, twittern und insgesamt aktiver auftreten. Ein sehr guter Ansatz finden wir und ein wichtiger Schritt in Richtung Markenvertrauen und Glaubwürdigkeit. Dieser Wandel muss allerdings auch dauerhaft gelebt werden, um langfristig Erfolg zu haben. Wichtig sind auch eine schnelle Reaktionszeit und vor allem auch Stellungnahmen zu kritischen Themen – kein Wegducken, wenn es mal „brenzlig“ wird. Eine Position, die wir seit langem vertreten und unseren Kunden empfehlen. Trotzdem sollte natürlich niemand den Fehler begehen, sich in konfliktgeladenen Situationen von seinen Emotionen leiten zu lassen und allzu leichtfertig eigene Gedanken an die Öffentlichkeit zu bringen. Denn ‚Haltung‘ kann sich natürlich auch polarisierend auswirken und den ein oder anderen Kunden verschrecken. Das muss jedem klar sein. Im positiven Sinn kann ‚Haltung‘ aber dazu führen, Kunden noch stärker an das eigene Unternehmen zu binden und in Zeiten nahezu unbegrenzter Auswahlmöglichkeiten ist Kundenbindung eben ein extrem wertvolles Gut. Aber klar ist, sobald sich eine Führungskraft dazu entscheidet, selbst im Social Web aktiv zu werden, gehört ein intensives Social Media-Training zur MUSS-Weiterbildung. Und klar ist auch: ‚Haltung‘ ist nur glaubwürdig, wenn sie sich ohne Wenn-und-Aber durch das gesamte Unternehmen zieht und sich nicht an aktuellen Launen der Führungsriege orientiert!
2. Das „Change Management“ im Unternehmen durchsetzen!
Womit wir direkt zum Kernproblem kommen: Viele Unternehmen, die etwas auf sich halten und Modernität ausstrahlen möchten, haben aufgerüstet – das ist nicht zu übersehen. Interne Stellen wurden geschaffen, junge Kommunikationsexperten eingestellt oder Verträge mit externen Dienstleistern geschlossen. So weit so gut, und dann? Der Erfolg ist damit nicht garantiert, denn der nachhaltige Wandel der Kommunikation in Richtung Social Networking muss vor allem durch die Mitarbeiter in allen Bereichen und Ebenen gelebt werden. Eine Zusammenarbeit im Bereich Social Media Kommunikation mit externen Dienstleistern, wie wir es sind, ist durchaus empfehlenswert, um interne Ressourcen zu sparen und sich die Expertise einzukaufen, darf jedoch nicht darauf beschränkt werden. Wenn Social Networking im Unternehmen nicht „mitgelebt“ wird, endet es garantiert als Einbahnstraße. Dies fällt vor allem bei den Kanälen wie LinkedIn und XING auf. Hier lassen sich Reichweiten und Follower nicht so leicht durch Sponsoring pushen. Hier wächst das Netzwerk in erster Linie durch die Interaktion der eigenen Mitarbeiter und deren Geschäftskontakte.
3. Die Kür bleibt der kontinuierlich gute Content
Sind erst einmal die wichtigsten Hürden genommen und alle Beteiligten enthusiastisch an Bord, kommt die große Herausforderung des kontinuierlich guten Content. Hier dreht sich nun alles um das schöne Modewort „Storytelling“. Das Netz wartet täglich mit einer immensen Flut von Informationen und neuem Content auf. Die Aufmerksamkeitsspanne, auch treuer Follower, wird dadurch aber nicht unbedingt gesteigert. Beiträge werden, wenn auch „geliked“, nicht unbedingt wirklich vollständig gelesen. Damit wächst der Anspruch an gute Geschichten und wird zum Schlüssel des Erfolges. Doch wo sollen diese vielen Stories herkommen? Die Frage, wer ist für Informationsbeschaffung und Umwandlung in Content verantwortlich und vor allem, wo wird die Arbeitszeit hierfür frei geschaufelt? Das Netz möchte täglich gefüttert werden! Auch wenn die Redaktion extern ausgegliedert wird, so muss der Texter bei der Agentur dennoch mit Informationen gefüttert werden. Wo früher ein Experte den Input für 1-2 Broschüren und gegebenenfalls 4 Fachbeiträge jährlich liefern musste, werden heute bis zu 50 Blogartikel, 300 Social Postings plus zahlreiche Infografiken und Videos pro Jahr erwartet. Ein nicht zu unterschätzendes Problem, denn die Mitarbeiter im Produktmanagement, der Geschäftsleitung oder im Vertrieb verlieren hierbei schnell die Lust am Mitmachen.
Die interne Verstärkung zur Gewährleistung des Informationsflusses in Richtung Marketing-Abteilung und/oder Agenturpartner darf nicht unterschätzt werden. Strategische Planung wird immer wichtiger, um nicht im Chaos zu münden. Die interne Schulung der Mitarbeiter die mit „Netzwerken“ sollen wird oft vernachlässigt oder überhaupt nicht wahrgenommen. Da darf man sich nicht über eine wachsende „Blockadehaltung“ im Unternehmen nicht wundern.
Mein Fazit
Es gibt jedes Jahr neue Trends und neue Begrifflichkeiten rund um den professionellen Umgang und Nutzen der Sozialen Netzwerke, bei aller Euphorie sollte aber der Schwerpunkt darauf gesetzt werden, erst einmal alle Beteiligten in allen Hierarchien mit ins Boot zu nehmen. Bei vielen Unternehmen, die wir kennenlernen, werden diese Basics leider noch nicht ausreichend umgesetzt.
Welche Erfahrungen macht ihr?
Bild: Dreamstime
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