Die Idee zu diesem Artikel kam mir am Wochenende beim Aufräumen unseres Arbeitszimmers, als mir ein etwa 20 Zentimeter langes ‘Kästchen’ in die Hände fiel. Mein intuitiver Verdacht: Wieder irgendein unnützes Merchandise-Geschenk meines Mannes. Davon liegen hier viele rumm. Zich kleine Notizbüchlein diverser Unternehmen (reichen schätzungsweise bis zur Rente), Textmarker in allen Farben und Formen (mein Favorit: Ein Textmarker-Spinner), Zettelblöcke (wer nutzt die in Zeiten von Online-To-Do-Listen überhaupt noch??), Schlüsselbänder (wer will das??) und last but not least: KUGELSCHREIBER wohin das Auge blickt. Mein Anfangsverdacht sollte sich bestätigen, doch bis ich das finale Geschenk in den Händen hielt, musste ich noch eine zweite Verpackung (aus Metall!!) und eine Papierabdeckung entfernen. Wow, da musste so etwas wie der Porsche unter den Merchandise-Artikeln herauskommen. Könnte man annehmen. Aber falsch gedacht. In dem Doppelt-und-Dreifach-Kästchen (siehe Bild unten) befand sich: EIN KUGELSCHREIBER!!! Und er lag auf einem Blumenkissen aus Stoff. Ich spürte eine wütende Erregung in mir aufsteigen. Wenn so etwas passiert, verfalle ich immer in meinen früherwachsenen Social-Media-Slang zurück: LOL! Geht’s noch? WTF!?!

Alle reden aktuell (zu Recht) über unnützen Plastikmüll. Cocktails aus dem Plastikstrohhalm schlürfen? Ein Sommerfest mit Plastikbesteck? Das könnte bald der Vergangenheit angehören. Die EU will zukünftig zum Schutz von Umwelt und Meerestieren bestimmte Kunststoffprodukte verbieten. Dazu legte die EU-Kommission bereits im Mai einen Vorschlag vor. Darin enthalten sind einige Ideen, mit denen die Plastikflut eingedämmt werden soll. Einen Punkt vermisse ich bereits auf den ersten Blick: Ein Verbot von Merchandise-Artikeln die die Welt nicht braucht. Sagen wir, ein Merchandise-Artikel-Beschenkter benötigt maximal 3 Kugelschreiber pro Jahr (einer geht leer, zwei gehen verloren), dann ist es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für alle Merchandise-Artikel-Beschenkten möglich, diesen durchschnittlichen Kugelschreiberbedarf aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Auch aus Marketingsicht habe ich diese Kugelschreibergeschichte nie ganz verstanden. Ok – vielleicht machte es vor 20 Jahren noch Sinn, seinen Kunden einen firmeneigenen Kugelschreiber in die Hand zu drücken, schließlich hatte man nicht sehr viele Möglichkeiten, dem Kunden im Gedächtnis zu bleiben Aber in Zeiten des Internets und vor allem der sozialen Netzwerke gibt es doch ganze andere – bessere Möglichkeiten – mit dem Kunden in Kontakt zu bleiben. Kreativität ist gefragt!

Deshalb liebe Unternehmen, denkt vor der nächsten Messe doch noch einmal darüber nach, ob es sich wirklich lohnt, den Messestand mit hunderten von Kugelschreibern und Schlüsselbändern zu fluten. Vielleicht gibt es sinnvollere Alternativen, die die Zielgruppe wirklich gebrauchen könnte? Ich erinnere mich an ein sehr nettes Kartenspiel von Nordsee, das unsere Kinder auch zwei Jahre nach Erhalt noch gerne spielen (siehe abgenutzte Verpackung unten).

Oder vielleicht einfach etwas Essbares in umweltfreundlicher Verpackung? Zuneigung geht ja bekanntlich durch den Magen. Wobei klar ist, dass Merchandise nie wirklich umweltfreundlich sein kann, denn um wirklich umweltfreundlich zu sein, dürfte Merchandise nicht stattfinden.

Aber man muss ja nicht gleich radikal vorgehen. Ein Umdenken reicht erstmal.