Jeder tut es. 10 Jahre nach ihrer Markteinführung sind Streamingdienste wie Spotify zur dominanten Form des Musikkonsums geworden.
Noch vor wenigen Jahren hingegen erregte Sven Regeners legendäre Wut-Rede im bayrischen „Zündfunk“ über digitale Musikverwertung und Streamingplattformen flächendeckende Aufmerksamkeit und verbissene Diskussionen. Die Tirade des Erfolgsautors und Sängers und Texters der Band Element of Crime gipfelte in der Aussage:“Eine Gesellschaft, die so mit ihren Künstlern umgeht, ist nichts wert.“
https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/regener_interview100.html
Ganz klar, mit dieser Art von Ausbeutung wolle man nichts zu tun haben und stelle die eigenen Songs nicht zur Verfügung. Damit war Regener in Deutschland Vorreiter eines Aufbegehrens geworden, das international bereits ausgerechnet von Taylor Swift öffentlichkeitswirksam angestoßen worden war. Andere große Stars folgten, in Deutschland waren unter anderem Herbert Grönemeyer und Die Ärzte dabei.
Große Marktmacht – geringe Entlohnung
Der Marktmacht und weltweiten Positionierung von Plattformen wie Spotify hat das anscheinend keinen Abbruch getan, mittlerweile verfügt der Marktführer über mehr als 30 Millionen Songs im Angebot, die von über 150 Millionen Nutzern täglich gestreamt werden. 70 Millionen davon sind bereit, für einen Premium-Account 10 € im Monat zu zahlen, alle anderen nehmen kurze Werbeunterbrechungen in Kauf für das unbegrenzte und unentgeltiche Musikvergnügen.
Nur – von den eingenommen Geldern kommt nachwievor kaum etwas an bei den Künstlern, an ihrer äusserst marginalen Entlohnung hat sich bis heute nicht viel geändert. Zumal oft noch die Plattenfirmen als Rechteinhaber dazwischengeschaltet sind und den Großteil abschöpfen.
Trotzdem sind viele der einstigen Bannerträger inzwischen reumütig eingeknickt und haben ihre Alben doch auf Spotify und den anderen gängigen Plattformen freigegeben, – so auch Regener und Element of Crime. In Zeiten der komplett veränderten Rezeptionsgewohnheiten ist für Musiker offensichtlich ohnehin kaum noch Geld mit Aufnahmen ihrer Lieder zu verdienen, ob nun auf Platte, CD, MP3 oder Stream. Singer/Songwriter Bosse bringt es in der Braunschweiger Zeitung so auf den Punkt: „…der Markt für Leute wie mich ist der Live-Markt. Wenn auf ein Konzert (…) viele Leute kommen, dann ist es gut.“
Spotify als Promotioninstrument
So wird denn Spotify&Co vornehmlich als Promotion-Plattform genutzt, um die eigene Bekanntheit zu steigern und Publikum zu binden. Auch die diversen Analysemöglichkeiten der Plattformen geben Künstlern und ihren Managern wertvolle Hinweise darauf, wer, wo, wie und was an ihrer Musik schätzt. Und unbekanntere Künstler können teilweise sogar profitieren, wenn es ihnen gelingt, in prominente Playlists berühmter Kollegen oder Influencer aufgenommen zu werden.
Im Rahmen der neuen EU-Gesetzgebung zum Urheberrecht kämpfen Künstler-Interessenvertretungen wie die GEMA weiter um angemessene Entlohnung für die Nutzung ihrer Werke. Wer ganz sicher sein will, dass sein Geld auch wirklich bei den Künstlern selber ankommt, sollte aber auch in Zukunft fleissig ihre Konzerte besuchen. Auf die Termine weisen fast alle auch in ihren Spotify-Profilen hin…
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