Jeder der Sofia Coppolas grandiosen Film „Lost in Translation“ kennt, erinnert sich an die Szene: der japanische Werbefilm-Regisseur gibt Hauptdarsteller Bill Murray in der Rolle des gealterten Filmstars detaillierte, leidenschaftlich gebellte Anweisungen, die die Übersetzerin lakonisch mit jeweils einem trockenen Satz zusammenfasst.
Und jeder der beruflich mit dem Übersetzen von Texten, speziell im Marketing- und PR-Bereich zu tun hat, weiss genau, wie sich das oft anfühlt: so wie Bill Murrays Gesicht zwischen Ratlosigkeit und Ungläubigkeit.
Als Agentur haben wir fast täglich mit den englischsprachigen Pressemeldungen, Produktinfos und internen Mitteilungen unserer Kunden aus USA, Skandinavien oder Asien zu tun und mit der Aufgabe, sie für den deutschsprachigen Markt und die Medienbranche in der DACH-Region übersetzen und anpassen zu müssen. Ungeachtet der völlig unterschiedlichen Verwendungszwecke, Stile und Umfänge müssen dann jeweils schnell Entscheidungen getroffen werden, wie der Prozess ablaufen soll. Dank einiger mittlerweile recht guter Open Source-Übersetzungsapps und einer Vielzahl schneller Online-Übersetzungsdienste ist die Auswahl dafür groß.
Bei kurzen, größtenteils sachlichen Texten bereitet dies in der Regel wenig Probleme. Sobald aber spezifische Formulierungen, „Tech-Talk“ oder „Marketing-Sprech“ ins Spiel kommen, geraten auch automatisierte oder ausgelagerte Dienstleister für Übersetzung schnell an ihre Grenzen. Zu groß sind oft die Unterschiede nicht nur bei Stilistik, Sprachgebrauch, Sprach-Bildern oder Spezial-Ausdrücken, sondern auch abweichende kulturelle Konzepte und Vorstellungen „funken“ mit hinein auf die Bedeutungsebene.
In der englischsprachigen Welt geht es dabei sprachlich oft lockerer und informeller zu als im Deutschen, gerne ist alles eine Spur „bigger“, „better“ und „worldwide“ als es uns in deutschen Texten als angemessen erscheint. Auch die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte in kurze, knappe und einprägsame Formulierungen zu fassen, hat das Englische oft der Sprache aus dem Land der „Dichter und Denker“ voraus… Kommen dann noch fach- oder kundenspezifische Ausdrücke hinzu, wird es für Translator-Apps oder Übersetzungsdienste sehr schwierig.
Immer öfter gehen wir daher dazu über, diese Aufgabe selbst zu übernehmen. Als dem „Englisch-Profi“ mit Magisterabschluss und diversen Auslandserfahrungen landen diese Texte dann gerne bei mir , – eine spanndende Herausforderung, der ich mich gerne stelle. Hilfreich erweisen sich dabei für mich auch immer wieder meine Erfahrungen als Autor und Übersetzer von Presse-, und Songtexten oder Bios. Die schulen vor allem das Gespür für Sprachbilder und –rhythmus. Unerlässlich ist daneben natürlich die intensive Abstimmung mit dem jeweiligen PR-Berater. Denn nur er kennt Vorgaben, Stilwünsche und Fachausdrücke „seines“ Kunden genau.
Alles zusammen also gute Gründe, den Großteil der Übersetzungsarbeit „in-house“ zu erledigen, um gute und stimmige Mitteilungen und Produktinfos versenden zu können, deren Ausdrücke und Sprach-Bilder nicht unscharf „lost in translation“ verschwimmen.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Übersetzungen gemacht und wie geht ihr damit um?
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