Liebe Marketer, Produktentwickler, Manager und wer sonst noch so alles auf die Idee kommen könnte, ein Adventskalender mit den eigenen Produkten könnte eine gute Idee sein: Bitte überdenkt Euer Konzept und stellt Euch die Frage, ob die Welt das wirklich braucht!

Natürlich sollte ich mich als PR-Beraterin da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, schließlich habe auch ich schon Kommunikation für Produkte betrieben, deren Nutzen für die Welt bis dato nicht eindeutig belegt wurde – aber trotzdem: hinter fast allen Produkten standen kreative Ideen! 24 verschiedene Produkte einer Produktserie hinter 24 Türchen zu verstecken und in eine lieblose Hülle zu packen ist nicht kreativ, sondern ein lahmer Versuch, im vorweihnachtlichen Konsumwahnsinn irgendwie noch ins Blickfeld hecktisch umherirrender Verbraucher zu gelangen. Was Euch auch irgendwie gelingt, denn wohin ich auch blicke: Adventskalender. Adventskalender mit Multivitaminfläschchen, Tees, Düften, Schnäpsen, Plastikfigürchen, Cremes, etc. pp.

Aber was Ihr damit kaputt macht, ist die eigentliche Idee hinter dem Adventskalender (und das war/ist eine wirklich schöne Idee), nämlich die Vorfreude der Kinder auf das Weihnachtsfest zu schüren und ihnen eine Möglichkeit zu geben, die Zeit bis zum Fest zu erfassen. Die eigentlichen Ursprünge lassen sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Zu dieser Zeit hängten Familien z.B. nach und nach 24 Bilder an die Wand. Oder sie zeichneten 24 Kreidestriche an die Wand oder Tür, von denen die Kinder täglich einen Strich wegwischen durften. Nett finde ich auch die alte Tradition der Adventskerze, die jeden Tag bis zur nächsten Markierung abgebrannt wird. An den Ursprüngen lässt sich erkennen, dass es bei der Idee des Adventskalenders ursprünglich überhaupt nicht um Kommerz ging.

Thomas Mann erwähnt in seinem Roman ‚Buddenbrooks‘ den Advent des Jahres 1869, in dem der kleine Hanno das Nahen der Weihnachtszeit auf einem von der Kinderfrau angefertigten Abreißkalender verfolgt: „Unter solchen Umständen kam diesmal das Weihnachtsfest heran, und der kleine Johann verfolgte mit Hilfe des Adventskalenders, den Ida ihm angefertigt und auf dessen letztem Blatte ein Tannenbaum gezeichnet war, pochenden Herzens das Nahen der unvergleichlichen Zeit.“

Das ist der Zauber von Weihnachten! Jeden Tag ein anderes Multivitaminfläschchen ist nichts anderes als die regelmäßige Zufuhr von 0,2 Litern Flüssigkeit. Und welches Kind freut sich denn noch, wenn es am 22. Dezember den 22. Dino aus seinem Plastikdinofiguren-Adventskalender zieht? Der landet dann bei den 72 anderen Figuren aus den letzten drei Jahren und ward nie wieder gesehen.

Deshalb liebe Marketer, Produktentwickler, Manager, nutzt eure Kreativität um Euch wirklich tolle Sachen auszudenken (wir helfen gerne dabei ;-)) – und lasst uns die besondere Zeit des Advents genießen indem wir Dinge tun, für die wir den Rest des Jahres nur wenig Muße finden!  Euch allen eine schöne Zeit!

 

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