Genau eine Woche ist der Amoklauf von München jetzt her. Der 18-jährige Todesschütze rief zuvor via Facebook auf: „Kommt heute um 16 Uhr Meggie am OEZ. Ich spendiere euch was wenn ihr wollt aber nicht zu teuer“. Wie viele Jugendliche diesem Aufruf gefolgt sind ist unklar, spielt aber angesichts dieser grausamen Tat keine Rolle. Dieses Posting aber auch die Falschmeldungen auf Facebook und Twitter, die während und nach der Tat die Runde machten, werfen ein Schlaglicht auf die Rolle der sozialen Medien in Krisenzeiten. Einzig der Pressesprecher der Münchner Polizei, Marcus da Gloria Martins bewahrte die Ruhe und trat glaubwürdig und souverän vor die Presse. Daran sollte sich mancher Social-Media-User ein Beispiel nehmen.
Schnell machten Meldungen die Runde, dass es weitere Schießereien am Stachus gab. Zwischenzeitlich war sogar von drei Tätern die Rede und alles deutete auf einen islamistischen Anschlag hin. Bei Twitter tauchten gefälschte Bilder auf, die den blutverschmierten Tatort oder den vermeintlich identifizierten Täter zeigten. Diese konnten zwar schnell als Fälschungen entlarvt werden, verbreiteten sich aber dennoch rasend schnell. Aus Angst vor dem vermeintlichen Terror gab es im Hofbräuhaus eine Massenpanik: Hunderte Gäste strömten zu den Notausgängen, es herrschte absolutes Chaos. Ein User auf Twitter schrieb: „Hofbräuhaus. Zeugin hat Schüsse gehört. Ein anderer Nicht. Panik und Flucht der Gäste durchs Fenster. Das Motiv der bewussten Streuung dieser und anderer Fehlinformationen kann man nur erahnen.
Sascha Lobo bezeichnete Social Media auf seiner Kolumne bei Spiegel Online als kontraproduktiv: „Es werden Bilder verbreitet, die nur Monster unberührt lassen und Leute, die gern Monster wären. Der Wirkung kann man sich nur aufwendig durch mühsame Abstraktion und anstrengende Entsubjektivierung entziehen. Das aber ist komplizierter und langwieriger, wenn die Nähe zum Geschehen sich so unmittelbar anfühlt wie durch soziale Medien. In Echtzeit scheint es mir sogar fast unmöglich, selbst mit journalistischer Ausbildung.“
Aber genug gemeckert – schließlich haben sich die sozialen Netzwerke auch als hilfreich erwiesen – viele Münchner twitterten letzten Freitag den Hashtag #OffeneTür und boten Menschen, die nicht mehr nach Hause kamen einen Unterschlupf.
Ich war (Gott sei Dank) noch nie in so einer Situation wie die Münchner Bevölkerung, würde aber die sozialen Netzwerke zurück haltender nutzen und schon gar nicht ungesicherte Fehlinformationen streuen. Ich würde der Arbeit der Behörden vertrauen und deren Kommunikationskanäle nutzen – wie Marcus da Gloria Martins am Abend passend sagte: „Vertrauen Sie der Münchner Polizei – die ist nämlich sehr gut“. Dem ist nichts hinzuzufügen.
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