…vor kurzem habe ich über die nicht enden wollende Emailflut und firmeninterne Meetings berichtet. Darauf aufbauend widme ich mich heute einem unverzichtbaren Instrument der PR-Arbeit – der Pressemeldung. Aus Erzählungen meiner Kollegen, die schon länger in diesem Job beheimatet sind, habe ich erfahren, dass damals extra Nachtschichten eingelegt wurden, um die Presseinformationen auszudrucken, einzutüten und anschließend per Post an die Verlage zu schicken. Wenn ich daran denke, schwirrt sofort das Wort „Steinzeit“ vor meinem geistigen Auge – und dabei ist es gar nicht so lange her. Erst seit ca. 2002 hat sich der Versand von Pressemitteilungen via Email als nützliches und bequemeres Tool etabliert. Unser englischer Agenturpartner teasert die Presseinfos seiner Kunden mittlerweile erfolgreich bei Twitter an – was in Deutschland noch nicht so wirklich funktionieren mag.
Dadurch, dass die einzelnen Unternehmen oder Presseagenturen nicht mehr Nacht für Nacht ausgedruckte Meldungen eintüten und mühsam per Post verschicken müssen, ist die Hemmschwelle natürlich geringer, eher mehr als weniger zu kommunizieren. So bekommen die Redakteure heute mehrere hunderte Pressemitteilungen per Email zugesendet – und das täglich. Demnach gehören auch sie zu den Berufsgruppen, die unter der nicht endenden Emailflut leiden – aber mit Hinblick auf ihre Berichterstattung auch profitieren (Mein Kollege Martin Farjah hat dazu vor kurzem einen kritischen Beitrag zur Arbeitsweise der deutschen Journalisten verfasst). Es stellt sich daher automatisch die Frage: Wie viele Pressemitteilungen sind sinnvoll und was sollte genau dabei beachtet werden?
Sinn oder Nicht-Sinn, das ist hier die Frage…
Bevor wir also eine Meldung verfassen und an die Presse versenden, ist es unsere Aufgabe zu definieren, welchen Informationsgehalt diese Meldung hat und inwiefern sie dem Redakteur bei der Berichterstattung behilflich sein kann. Kurzum ist es aus unserer Sicht unausweichlich, die guten Kontakte, die jahrelang aufgebaut worden sind, nicht mit zu vielen Pressemitteilungen zu verprellen, die ihnen keinen Mehrwert bieten. Das Branding beim Journalisten ist natürlich am Anfang der Kommunikationsphase wichtiger, sollte aber im weiteren Verlauf nicht überstrapaziert werden.
Wie viele Pressemeldungen dürfen es sein?
Jeder PR-Kunde möchte, dass möglichst viele Publikationen über sein neuestes Produkt oder das eigene Unternehmen berichten. Allen Beteiligten muss jedoch im Vorfeld klar sein, dass sich die Redakteure nicht automatisch für neue Produkte oder die neueste Unternehmensmeldung interessieren. Es sei denn das Produkt stellt die absolute Revolution dar oder ist so außergewöhnlich, dass der Redakteur nicht drum herum kommt, darüber zu berichten. Die Produkte unseres PR-Kunden hi-Fun, der sich auf elektronische Gadgets spezialisiert hat, stellen ein gutes Beispiel dafür dar. Eine intensive Nachverfolgung seitens PR-Agenturen, was die Berichterstattung betrifft, ist also unumgänglich. Was genau muss aber beachtet werden, damit die Meldung draußen überhaupt gelesen und dann auch noch veröffentlicht werden? Das Zauberwort heißt hier: Mehrwert! Sofern einige kleine Regeln beachtet werden, ist die Chance größer, dass die versendete Meldung nicht direkt in Ablage P landet. Nicht ratsam ist es, ein Produkt sprichwörtlich in 1000 Einzelteile zu zerlegen und daraus zehn verschiedene Meldungen zu verfassen. Der Redakteur bekommt letztlich wiederholt dieselbe Presseinformation jeweils mit verschiedenen Aufhängern. Der Mehrwert ist hier nicht zu erkennbar. Das man sich damit den Zorn des Redakteurs auf sich ziehen kann, ist selbstverständlich.
Im Vorfeld sollten Antworten auf die unten aufgestellten Fragen gefunden werden:
- Wie hoch ist der Informationsgehalt der Pressemitteilung?
- Welchen Mehrwert liefert die Pressemitteilung?
- Stimmen Aufhänger und Presseverteiler überein?
- Kann die derzeitige Aufmerksamkeit (z.B. ein derzeit öffentlich diskutiertes Thema) der Presse positiv für die eigene Meldung genutzt werden?
- Ist das Thema, das kommuniziert oder das Produkt, über das berichtet werden soll wirklich neu oder doch eher ein alter Hut?
Können nicht wirklich auf alle Fragen die passenden Antworten gefunden werden, ist es nicht ratsam, eine Pressemitteilung zu verfassen und an den Verteiler zu schicken, nur weil man mal wieder was von sich hören lassen will.
Alternativen zur Pressemitteilung finden
Abseits von Pressemitteilungen ist der persönliche Kontakt zu den Redakteuren, die einem Unternehmen wichtig sind, viel wichtiger und hat sich bislang auch als effektive Alternative erwiesen. Die Redakteure im persönlichen Gespräch auf die neuesten Produkte oder News eines Unternehmens unterrichten ist hilfreicher, anstatt sie mit zahlreichen sinnfreien Pressemitteilungen sprichwörtlich zu zublasen.
Was genau eine gute Pressemitteilung ausmacht und wie diese ihre Leser von der ersten bis zur letzten Zeile fesseln, werden wir bestimmt in einem der folgenden Blogposts erörtern. Wer es gerne praktisch erlernen will sollte ein Seminar an der Berliner Journalisten-Schule besuchen. Folgend eine Auswahl zu empfehlender Seminare:
Lebendig und wirkungsvoll schreiben
http://www.berliner-journalisten-schule.de/seminare/lebendig-schreiben/http://www.berliner-journalisten-schule.de/seminare/lebendig-schreiben/
Kreativ schreiben
http://www.berliner-journalisten-schule.de/seminare/kreativ-schreiben/http://www.berliner-journalisten-schule.de/seminare/kreativ-schreiben/
Einfach schreiben – Texten mit Erfolg
http://www.berliner-journalisten-schule.de/seminare/einfach-schreiben/
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